Nachgefragt bei: OÄ Dr. Roxana Schwab, Endometriosezentrum Mainz

Wie Sie alle wissen, ist Endometriose eine häufige Erkrankung der Frauen im geschlechtsfähigen Alter. Viele Betroffene fragen sich, wie die Endometriose entsteht. Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wahrscheinlich kommen mehrere unterschiedliche Faktoren zusammen.

Mittlerweile gibt es viele Theorien, die sich mit der Entstehung der Endometriose beschäftigen. Die bekannteste ist diejenige der retrograden Menstruation, d.h. bei der Regelblutung fließt das Menstruationsblut nicht nur über die Scheide ab, sondern gleichzeitig über die Eileiter in den Bauchraum. Damit würden Zellen der Gebärmutterschleimhaut in den Bauchraum gelangen und sich dort einnisten. Diese Theorie ist zunächst anschaulich, sie erklärt aber nicht, wieso nur ein Teil der Frauen an Endometriose erkrankt, da alle Frauen eine retrograde Menstruation erleben aber lediglich 10-15% davon erkranken.

Eine weitere Theorie besagt, dass sich Zellen des Bauchfelles in Endometriosezellen umwandeln können, da beide Zellarten einen gemeinsamen Ursprung haben. Für diese Theorie würde die Beobachtung sprechen, dass die Frauen, die eine gestörte Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane haben (z.B. eine doppelte Gebärmutter) etwas häufiger an Endometriose erkranken.

Des Weiteren können Endometriosezellen durch das Blutgefäßsystem oder Lymphgefäßsystem weitertransportiert werden und dort die Endometrioseherde verursachen.

Endomeriose ist eine hormonabhängige Erkrankung. Daher können Veränderungen der Hormonregulation in den Endometriosezellen diese dazu verleiten zu wachsen. So ist z.B. beschrieben, dass manche Endometrioseherde eine sogenannte Gestagen-Resistenz entwickeln.

Wir wissen auch, dass die lokale Immunantwort verändert sein kann. Auch hier handelt es sich um das berühmte „Hennen-Ei-Problem“, d.h. entsteht die Endometriose als Folge einer veränderten lokalen Immunantwort oder ist die veränderte lokale Immunantwort eine Folge der Endometriose? Wir können dies noch nicht abschließend beantworten.

Wir wissen auch, dass es eine genetische Komponente gibt. Manche Frauen berichten über die Mutter, die Tante oder die Cousine, die ähnliche Probleme haben oder hatten, aber es gibt keine eindeutige Genveränderung, die einzig und alleine für die Entstehung der Endometriose verantwortlich ist.

Dadurch dass wir keinen eindeutigen Grund für die Entstehung der Endometriose kennen, kann sowohl die Diagnose als auch die Behandlung sowohl Sie als Betroffene als auch uns als Behandler vor einigen Schwierigkeiten stellen. Hier gilt, wachsam zu sein und mögliche Anzeichen wahrzunehmen.