Endometriose-Speicheltest kommt nach Deutschland: Bereits im April 2022 berichtete der Endometriose Dialog e.V. über einen in Frankreich entwickelten Speicheltest, mit dem laut Hersteller das Vorliegen einer Endometriose schnell, risikofrei und hochgenau ermittelt werden kann. Seit Oktober werden die Tests nun auch von einem deutschen Labor angeboten. Doch valide Studien zu der neuen Methodik liegen noch nicht vor.

Experte bemängelt unzureichende Studiendaten

Der Endometriose Dialog e. V. befragte Privatdozent Dr. med. habil. Sebastian Findeklee (Gyn Alliance Sankt Ingbert/Neunkirchen) zum neuen, auf Mikro-RNA-Technologie basierenden Test. Seinerzeit war der Speicheltest lediglich an 200 Patientinnen an sechs französischen Kliniken untersucht worden. Dr. Findeklee begrüßte zwar den technologischen Fortschritt, gab aber auch klar zu bedenken, dass eine internationale prospektive, multizentrische Erprobung des Tests erforderlich wäre, um ihn als Standarddiagnostikum empfehlen zu können.

Endometriose und unerfüllter Kinderwunsch

Endometriose Dialog e. V.: Speicheltest sollte genau abgewogen werden

Laut Pressemitteilung bietet das deutsche Privatlabor Eluthia GmbH seit dem 12. Oktober 2022 den oben erwähnten Speicheltest namens „Endotest® Diagnostic“ an. Dieser solle die Zeit bis zur Diagnose von mehreren Jahren auf etwa zwei Wochen verkürzen.

Selbstverständlich klingt dies zunächst vielversprechend, zumal es sich um eine minimalinvasive Lösung handelt. Allerdings existieren nach wie vor keine Studien, die belegen, dass der Test eine valide Indikation zu Endometriose bietet. Insofern können die Kosten (von immerhin 799 Euro pro Analyse) im Grunde nicht durch die Kassen übernommen werden. Natürlich muss jede Betroffene selbst entscheiden, ob sie das Angebot dennoch nutzt.

Im Beratungsangebot des Endometriose Dialog e. V. wird der Test jedoch vorerst nicht empfohlen werden. Zunächst muss eine klarer Faktenlage gegeben sein. Hinzu kommt die Tatsache, dass Endometriose trotz Test operiert werden muss. Der Speicheltest belastet somit die Sozialkassen und schlägt einen wirtschaftlichen Gewinn aus der Angst bzw. Hoffnung von Frauen.

Der Rat des Vereins: Betroffene sollten genau abwägen, ob Sie den Speicheltest durchführen. Denn es ist durchaus möglich, dass Erkrankte um die Kostenübernahme kämpfen müssen. Dies kostet möglicherweise viel Kraft. Insofern kann es zielführender sein, auf bestehende Standards wie die bildangebende Diagnostik oder die Tastuntersuchung zu setzen, zumal diese stets von den Kassen übernommen werden.