Der Endometriose Dialog e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, die Situation von Frauen mit Endometriose-Erkrankung zu verbessern. Ein Schwerpunkt ist hierbei die Organisation und Durchführung von Selbsthilfetreffen. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie können Veranstaltungen dieser Art jedoch nicht mehr stattfinden. Es mehren sich Stimmen, Aktivitäten dieser Art müssten in den virtuellen Raum verlagert werden. Dies ist jedoch aus mehreren Gründen kein adäquater Ersatz.
Online-Angebote können Präsenzveranstaltungen nicht ersetzen
Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die Verlagerung von Aktivitäten in den virtuellen Raum häufig als neuer „Normalzustand“ betrachtet wird. Auch im Bereich der Endometriose wird teilweise gefordert, Selbsthilfe-Angebote nun virtuell zu gestalten. Was großen Institutionen mit dem entsprechenden finanziellen Hintergrund gut gelingt, ist für ehrenamtliche bzw. gemeinnützige Zusammenschlüsse wie den Endometriose Dialog e.V. jedoch schon wegen fehlender Budgets kaum realisierbar.
Natürlich kann die Endometriose-Selbsthilfe vorhandene Kanäle wie soziale Medien nutzen, um den Kontakt untereinander aufrechtzuerhalten. Reale Treffen bleiben aus mehreren Gründen jedoch weiterhin unabdingbar. Zunächst verfügen einige Betroffenen nicht über einen Internet-Zugang. Doch selbst, wenn der Zugang vorhanden ist, lässt sich in den eigenen vier Wänden nur schwer ein Zeitfenster für virtuelle Selbsthilfetreffen schaffen. Auch die nötige Ruhe und Privatsphäre fehlt hier im Regelfall. Dieselbe Problematik ergibt sich im Übrigen für die Organisatoren, die aktuell versuchen, entsprechende Lösungen umzusetzen. Beide Seiten sind in der Regel schlicht überfordert, obwohl das eigentliche Ziel der Selbsthilfe eine Entlastung ist.
Davon abgesehen wirkt sich ein reales Treffen positiver auf das Empfinden und das psychische Wohlbefinden aus, als ein „Online-Meeting“. Die Kommunikation ist bei echten Zusammenkünften weitaus tiefgründiger. Außerdem besteht kein Risiko von Datendiebstahl, wie dies bei der Kommunikation über Online-Kanäle durchaus der Fall ist.
Rückkehr zur „Normalität“ erforderlich
Besonderer Dank gebührt in diesen Zeiten den ehrenamtlich Engagierten, die seit Jahren das Leitbild der Selbsthilfe leben und die gesellschaftliche Anerkennung entsprechender Angebote hart erarbeitet haben. Was wir aktuell nicht brauchen, ist eine Ausgrenzung einzelner Betroffener aus organisatorischen oder technischen Gründen. Vielmehr wäre es wünschenswert, in naher Zukunft wieder zu realen Treffen zurückzufinden, um die Isolation von Endometriose-Erkrankten zu beenden. Selbstverständlich müssen hierbei Hygiene- und Abstandsregelungen gelten – wie auch in anderen Lebensbereichen.
Den Organisatoren bleibt bis dahin leider nur, sich (auf eigene Kosten!) mit den technischen Hürden auseinanderzusetzen oder ab und an zum Telefonhörer zu greifen. Dies ist eine enorme Belastung und darf keinesfalls als Selbstverständlichkeit betrachtet werden.
Abschließend sei außerdem nochmals betont: Virtuelle Selbsthilfegruppen sind keine Selbsthilfegruppen. Sie dienen ausschließlich der Kontaktvermittlung und können niemals das Zwischenmenschliche ersetzen. Schon gar nicht können sie Erkrankte dazu motivieren, zu erleben, wie andere Betroffene aus der Region mit der Situation umgehen. Der Endometriose Dialog e.V. bedankt sich bei allen Beteiligten, die dieses Statement respektieren.