Die Erkrankung Endometriose wird auch mithilfe von Hormonen therapiert. Hier fallen häufig die Begriffe „Hormonbehandlung“ und „Antihormonbehandlung“, obwohl in beiden Fällen Hormone wie Östrogen und oder Gestagen zugeführt werden. In diesem Zusammenhang tauchen immer wieder Unsicherheiten von Betroffenen auf, die wir gerne beseitigen möchten.

Endometriose: Hormonbehandlung vs. Antihormonbehandlung

Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten (im Bezug auf Endomentriose und Krebs)? Bei der Endometriose wird häufig ein reines Gestagen gegeben. Welche Arten gibt es davon?
Wie lässt sich evaluieren, welches der vielen Gestagene am sinnvollsten gegen die (individuelle) Endometriose einsetzbar ist?

Zudem wird Progesteron oft als bioidentisches oder natürliches Gestagen angepriesen, obwohl alle Hormone halb- und oder vollsynthetisch sind.

Wie werden Patientinnen hierzu aufgeklärt? Welchen Einfluss haben synthetische Hormone auf die identischen körpereigenen Hormone? Welche Organe werden bei Endometriose-Patientinnen in diesem Fall beeinflusst? Warum führt dieser Therapieansatz in einigen Fällen zur Linderung, in anderen Fällen jedoch nicht?

Nachgefragt bei: OÄ Dr. med. Alexandra Cristian Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und als Oberärztin im Krankenhaus Landshut-Achdorf

  • Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten (in Bezug auf Endomentriose und Krebs)?

Eine Hormonbehandlung wird mit Hormonen durchgeführt, diese sind ähnlich oder identisch zu den Hormonen, die vom Körper produziert werden. Zum Beispiel die Pille. Eine Antihormontherapie wird mit Mitteln durchgeführt, die die eigene Hormonproduktion teilweise oder vollständig unterdrücken. Da werden keine Östrogene oder Gestagene gegeben, sondern GnRH-Analoga. Dies sind Derivate eines Hormons, welches im Gehirn produziert wird und jene, welche die Produktion von Östrogen und Gestagen vom Ovar ausschalten. Oder Aromatasehemmer in Kombination mit Hormonen. Die Aromatasehemmer alleine verursachen eine Stimulation der Eierstöcke, so dass Zysten entstehen können und es dadurch zu einer Verschlechterung der Endometriosesituation kommt. Zusammen mit Kontrazeption oder GnRH wird aber die Produktion von Östrogen eingestellt. In Studien zeigte sich bei dieser Kombinationstherapie eine Verlängerung der Zeit bis zur Entstehung von neuen Endometrioseherden nach einer Operation im Vergleich zu GnRH alleine.

  • Bei der Endometriose wird häufig ein reines Gestagen gegeben. Welche Arten gibt es davon?

Es gibt verschiedene Klassifikationen für die Gestagene. Man unterscheidet Gestagene der 1.,2.,3., und 4. Generation. So sinnvoll ist diese Einteilung nicht, sondern richtet sich eher nach Wirkungsspektrum. Manche Gestagene bewirken eine Hemmung der männlichen Sexualhormone, andere haben nur eine Funktion als Ovulationshemmer, manche fördern die Aktivität der männlichen Sexualhormone und andere eben ein wenig blutdrucksenkend.

  • Wie lässt sich evaluieren, welches der vielen Gestagene am sinnvollsten gegen die (individuelle) Endometriose einsetzbar ist?

Für die Therapie der Endometriose ist offiziell nur ein einziges Gestagen zugelassen (Dienogest). Welche hormonelle Therapie ausgewählt wird, ist vor allem von dem Krankheitsbild und den Wünschen der Patientin abhängig.

  • Progesteron – Wie werden Patientinnen hierzu aufgeklärt?

Auf dem Markt gibt es ein Präparat was bioidentisch ist (dieses ist hinsichtlich der biochemischen Struktur und der Wirkung mit dem normalerweise im Körper vorkommenden Progesteron identisch – also dem natürlichen menschlichen Progesteron genau entspricht).

  • Progesteron – Welchen Einfluss haben synthetische Hormone auf die identischen körpereigenen Hormone?

Die Wirkung der synthetischen Hormone ist an der Gebärmutterschleimhaut stärker und somit ist von einem stärkeren schützenden Effekt auszugehen. Östrogen verursacht einen starken Aufbau der Schleimhaut, was sogar zum Krebs führen kann. Gestagene bewirken eine Umwandlung dieser Schleimhaut oder – wenn sie dauerhaft eingenommen werden – dass sich die Schleimhaut gar nicht aufbauen kann.

  • Progesteron – Welche Organe werden bei Endometriose-Patientinnen in diesem Fall beeinflusst?

Die synthetischen Hormone führen zu einer Blockade der Hormonrezeptoren, das heißt, unsere natürlichen, körpereigenen Hormone können nicht mehr oder nur weniger wirken. Wie oben schon beschrieben ist dieser Blockade abhängig auch vom Gestagentyp, da nicht alle gleich wirken.

  • Progesteron  – Warum führt dieser Therapieansatz in einigen Fällen zur Linderung, in anderen Fällen jedoch nicht?

Bei Endometriosepatientinnen werden vor allem die Endometrioseherde beeinflusst (das Wachstum wird verhindert oder nach einer Operation wird die Neuentstehung verhindert). Abhängig vom Gestagentyp sind auch die Nebenwirkungen sehr unterschiedlich: bei der drei Monatsspritze findet eine Abnahme der Knochenmineraldichte statt während bei der Spirale Brustschmerzen und Akne auftreten und Dienogest gegen Akne wirkt.

Es ist leider noch unklar, wie genau Endometriose entsteht und warum die Ausprägung so unterschiedlich ist. Meine eigene Vermutung ist, dass wenn eine Endometriose schon stark ausgeprägt ist (mit Befall vieler Organe) eine Hormontherapie diesen Befall nicht rückgängig machen kann. Es gibt aber auch Patientinnen, die zwar unter starken Schmerzen leiden und eine nur wenig ausgeprägte Endometriose haben. Bislang gibt es dafür keine Antwort, warum es bei Ihnen unter Therapie zu keiner Besserung der Symptome kommt.