Studienteilnehmerinnen gesucht: Interview mit Frau Dr. Roxana Schwab, Ltd. Oberärztin des klinisch-wissenschaftlichen Endometriosezentrums in Mainz.

  1. Sie leiten das zertifizierte „klinisch-wissenschaftliche Endometriosezentrum der Universitätsmedizin“ in Mainz. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um dieses Zertifikat zu erhalten? 

Wir sind seit 2019 zertifiziertes klinisch-wissenschaftliches Endometriosezentrum. Das bedeutet, dass wir ein Betreuungsnetzwerk gebildet haben, zusammen mit Allgemeinchirurgen, Radiologen, Fertilitätsspezialisten, Physiotherapeuten und vielen mehr, in dem wir „rundum“ unsere Patientinnen betreuen. Da die Endometriose bekanntermaßen ein komplexes Krankheitsbild ist, sind die Ansprüche an ein Zentrum verständlicherweise hoch. Zum einen  bilden wir uns stetig weiter und leiten regelmäßig Fortbildungen für die niedergelassenen Kollegen, um für die Probleme und Anliegen der betroffenen Frauen zu sensibilisieren. Zum anderen bieten wir eine ambulante und operative Betreuung auf höchstem Niveau an. So operieren wir die Patientinnen mit Endometriose mit einem sogenannten 3D-Laparoskopieturm, da wir dadurch die einzelnen anatomischen Strukturen viel besser darstellen können als mit der konventionellen Laparoskopie.

  1. Wie stellt sich die Aufgabe des Zentrums im Groben dar? Welchen Stellenwert nimmt die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen bei Ihrer Arbeit ein?

Wir bieten wöchentlich mehrere Sprechstunden für betroffenen Frauen an. Wir beraten Frauen, die sich erstmals in einem Endometriosezentrum vorstellen. Des Weiteren betreuen wir Frauen über Jahre und versuchen einen gemeinsamen Weg zu finden um die Lebensqualität zu steigern. Wir sind auch sehr froh darüber, dass Frauen, die wir primär betreut haben, im Februar 2020 die erste Selbsthilfegruppe im Mainz eröffnet haben. Wir stehen daher in regem Kontakt miteinander und planen für September 2020 eine gemeinsame Veranstaltung.  

  1. Sie führen ein Studie zur „Schmerzerleben und Krankheitserleben von Endometriose-Patientinnen während der sozialen Isolation oder Quarantäne in Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie“. Was ist darunter zu verstehen und welche Vorteile ergeben sich daraus?

Bei der Schmerzwahrnehmung spielen kontextuale Faktoren eine entscheidende Rolle. Vergangene Erfahrungen, Emotionen und Erwartungen können den Schmerz modulieren. Zudem spielt das soziale Umfeld und dessen Unterstützung eine entscheidende Rolle bei der Schmerzwahrnehmung und Verarbeitung. So kann das soziale Umfeld sich sowohl schmerzlindernd als auch schmerzverstärkend auswirken. In dieser Studie wollen wir den kurzfristigen Zusammenhang der Änderungen im sozialen Leben, wie z.B. die soziale Isolierung und die häusliche Quarantäne, bedingt durch die aktuelle COVID-19 Pandemie, auf die Qualität und Quantität der Schmerzwahrnehmung bestimmen. Die Ergebnisse dieser Studie können Hinweise auf mögliche Ansatzpunkte in der Therapie und Betreuung von Frauen, die chronische Schmerzen erfahren, wie z.B. die gezielte Einbeziehung des sozialen Umfeldes, aufzeigen.

  1. Was möchten Sie Endometriose-Erkrankten aus Ihrer Erfahrung sonst noch mitgeben?

Wir hören Ihnen zu und wir glauben Ihnen, wenn Sie uns erzählen, dass Sie Schmerzen haben. Und wir finden meist einen gemeinsamen Weg, sei es über  additive, medikamentöse oder operative Therapiemaßnahmen, dass wir Ihnen die Lebensqualität ermöglichen, die Sie verdient haben.

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Die Studie ist unter folgender Internet-Adresse abrufbar: https://www.soscisurvey.de/Edometriose_COVID-19/ sie wurde durch die Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz mit einem positiven Votum versehen.

Frau Dr. Roxana Schwab

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