Seit Jahrzehnten steht in allen medizinischen Fachbüchern, dass der Goldstandard zur Diagnostik der Endometriosedie Laparoskopie ist. Da es sich hierbei um einen operativen Eingriff mit spezifischen Risiken handelt, dauert es immer noch im Mittel sieben Jahre von den Erstsymptomen bis zur Diagnosestellung.

Für Abhilfe könnte hierbei der Endo-Test® des französischen Unternehmens Ziwig® sorgen. Dieser beruht auf dem Nachweis von für die Endometriose spezifischer Mikro-RNA im Speichel. Der Test wurde an sechs französischen Kliniken und insgesamt 200 Patientinnen untersucht. Das Unternehmen bewirbt den Test, da dieser nichtinvasiv innerhalb weniger Tage voraussagen kann, ob eine Frau Endometriose hat oder nicht. Ferner soll der Test anderen diagnostischen Methoden wie Ultraschall oder MRT und selbst der Laparoskopie überlegen und auch bei komplexen Krankheitsbildern valide sein.

Nachgefragt bei: Privatdozent Dr. med. habil. Sebastian Findeklee Gyn Alliance Sankt Ingbert/Neunkirchen

  • Was ist vom Endo-Test zur Diagnostik der Endometriose aus einer Speichelprobe zu halten?

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass es neue medizinische Forschung auf dem Gebiet der Endometriose gibt. Zudem besteht Bedarf, die Endometriose früher zu diagnostizieren und damit auch therapieren zu können, um den Betroffenen einen langen Leidensweg zu ersparen. Es steht außer Frage, dass der Mikro-RNA-Technologie die Zukunft gehört. Es existieren auch bei anderen Erkrankungen wie Krebs vielversprechende Forschungsansätze auf diesem Gebiet. Dennoch bleiben noch zahlreiche Kritikpunkte und offene Fragen. So wurden die Validierungsstudien für den Speicheltest lediglich an sechs Kliniken in Frankreich mit insgesamt 200 Patientinnen durchgeführt. Diese Datenlage reicht bei weitem noch nicht aus, um den Test als Standarddiagnostikum zu empfehlen. Wünschenswert wäre eine internationale prospektive, multizentrische Erprobung des Tests. Unklar ist auch noch, ob der Test bei allen Formen der Endometriose gleichermaßen zum Einsatz kommen kann. Zu klären wird auch noch sein, ob er sowohl für die Erkennung der Primärerkrankung als auch zur Feststellung von Krankheitsrezidiven verwendet werden kann. Aus den Studiendaten geht zudem für mich nicht hervor, ob der Test nach erfolgreicher Therapie einer Endometriose wieder negativ wird oder immer positiv bleibt. Des Weiteren wäre auch noch zu klären, ob er bereits bei Jugendlichen zum Einsatz kommen kann und ob es möglicherweise eine Interaktion mit Medikamenten wie Kontrazeptiva gibt.

Fazit

Zusammenfassend stellt der Endo-Test ein vielversprechendes nichtinvasives Diagnostikum der Endometriose mit viel Potenzial für die Zukunft dar. Seine Anwendung befindet sich aber noch im experimentellen Stadium und dies wird auch noch einige Jahre so bleiben. Erst wenn medizinische Innovationen über einen längeren Zeitraum erforscht sind, halten sie Einzug in die Leitlinien.