Adenomyose - Fakten im Überblick

Bei einer Adenomyose wächst Gewebe aus den Drüsen der Gebärmutterschleimhaut in die Gebärmutterwand ein. In der Folge vergrößert sich die Gebärmutter teils auf das Doppelte oder gar Dreifache. Nicht bei allen Frauen kommt es bei einer Adenomyose zu Symptomen. In manchen Fällen wird die Erkrankung außerdem von einer Endometriose begleitet. Die beiden Krankheitsbilder müssen jedoch klar voneinander abgegrenzt werden. Alle weiteren Fakten, die beim Thema Adenomyose wichtig sind, liefert nachstehende Ausführung.

Adenomyose Entstehung

Wie die Adenomyose entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Derzeit werden mehrere Theorien diskutiert:

  • Theorie 1: Invagination oder direktes Einwandern des basalen Endometriums in das Myometrium
  • Begünstigender Faktor: instabile Junktionalzone (z. B. durch vorangegangene Eingriffe bei Abort oder Schwangerschaftsabbruch, Schwangerschaften und Myome)
  • Damit fehlende/unzureichende Zwischenschicht zwischen Endometrium und Myometrium
  • Theorie 2: Mutation des ektopischen intramyometralen Gewebes
  • Östrogenexposition als mögliches Hauptrisiko
  • Hinweise: verkürzte Zyklen (≤ 24 Tage), frühe Menarche (≤ 10 Jahre), erhöhter BMI, Reaktivierung durch Tamoxifen
  • Orale Antikonzeption („Pille“) spielt nur eine untergeordnete Rolle
  • Theorie 3: veränderte Angiogenese und eine immunologische Schwäche
  • Interleukin IL-10 und RCAS1 als wichtige Akteure
  • Diese schwächen möglicherweise das Immunsystem
  • Damit können bei der Adenomyose ektope Herde im Myometrium bestehen

Adenomyose Häufigkeit

Die Angaben zur Häufigkeit in Hysterektomiepräparaten variieren in der Literatur stark. Sie liegen im Bereich von 5 bis 70 Prozent. Außerdem brachten MRT-gestützte Erhebungen folgende Erkenntnisse:

  • 70 Prozent der Endometriosepatientinnen zeigen eine Inzidenz der Adenomyose
  • Bei Frauen mit pelviner Endometriose sind es 27 Prozent
  • Bei Frauen mit Infertilität, Dysmenorrhö oder Menorrhagie sind es 54 Prozent

Adenomyose Symptome

Eine Adenomyose verläuft in rund 35 Prozent aller Fälle symptomlos. Wenn Symptome auftreten, sind es die folgenden:

  • Chronische Unterbauchschmerzen (77 Prozent)
  • Dysmenorrhö (25 Prozent)
  • Dyspareunie (7 Prozent)
  • Häufig Blutungsstörungen wie Menorrhagie, Metrorrhagie und Hypermenorrhö
  • Bei gynäkologischen Untersuchung: Uterus häufig globulär vergrößert und mobil, Patientin empfindet Untersuchung als schmerzhaft

Adenomyose vs. Endometriose

Früher wurde die Adenomyose auch „Endometriosis interna“ genannt. Diese Bezeichnung ist jedoch kaum noch gebräuchlich, denn die beiden Erkrankungen haben mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Deutlich wird dies bei einer Gegenüberstellung der Risikofaktoren für die Entwicklung der beiden Unterleibserkrankungen:

Adenomyose Endometriose
häufig vorangegangene Operationen in der Gebärmutter selten Narbenendometriose
hohe Geburtenrate (Parität) niedrige Geburtenrate (Parität)
ältere Patientinnen jüngere Patientinnen
frühe Menarche, kurze Zyklen frühe Menarche, kurze Zyklen,

lange Blutungen

hoher BMI niedriger/normaler BMI

Trotz der Unterschiede bleibt ein Fakt: Endometriose tritt in 22 Prozent der Fälle gemeinsam mit der Adenomyose auf. Dadurch wird die Diagnostik erschwert.

Adenomyose Diagnostik

Die Diagnostik konzentriert sich auf die Junktionalzone (die innerste Schicht des Myometriums). Diese hat folgende Eigenschaften:

  • Im Vergleich zu den äußeren Schichten: weniger Zellkerne, weniger extrazelluläre Matrix, niedrigeren Wassergehalt und geringere Muskelzelldichte
  • Zusammensetzung verändert sich mit Sexualhormonen im Blut
  • Zusammensetzung hängt somit von Menstruationszyklus, Menopausenstatus und Hormonsubstitution ab

Es existieren folgende bildgebende Diagnosemöglichkeiten:

  • Sonografie (transvaginaler Ultraschall/TVUS): bietet eine Sensitivität von 75 bis 88 Prozent und eine Spezifität von 67 bis 93 Prozent, erschwerte Diagnose bei zusätzlichem Vorliegen von Endometriose oder Myomen, Junktionalzone insbesondere mittels 3D-Sonografie erkennbar
  • Magnetresonanztomografie (MRI): gleiche Sensitivität und Spezifität wie TVUS, Junktionalzone am besten darstellbar (bei einer Größe über 12 mm ist eine Adenomyose sehr wahrscheinlich, bei unter 8 mm unwahrscheinlich)
  • Hysteroskopie (Spiegelung der Gebärmutterhöhle): erkennt indirekte Hinweise auf eine Adenomyose (unregelmäßiges Endometrium mit Defektbildung, zystisch hämorrhagische Läsionen, auffällige Vaskularisation), Möglichkeit der Biopsie für den definitiven pathologischen Beweis (nur positives Resultat ist verwertbar), andere Pathologien wie Polypen oder Myome können ebenfalls diagnostiziert und direkt entfernt werden
  • Laparoskopie (Bauchspiegelung): Möglichkeit von gezielten Biopsien zur Diagnosesicherung, jedoch geringe Sensitivität (maximal 50 Prozent), Beurteilung der Uterusgröße und Form sehr gut möglich, einzige Möglichkeit zur Verifizierung einer zusätzlich vorliegenden Endometriose

Auswirkungen auf die Fertilität (Fruchtbarkeit)

Lange Zeit existierten kontroverse Studien zur Fertilität bei einer Adenomyose. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2018 brachte jedoch relativ klare Erkenntnisse:

  • Die Implantationsrate, die klinische Schwangerschaftsrate und die Lebendgeburtsrate sind bei Frauen mit Adenomyose signifikant geringer
  • Die Abortrate ist erhöht
  • Gründe: gestörte Peristaltik des Uterus (dadurch gestörter Spermientransport und gestörte fundale Implantation), pathologische Vaskularisation, Veränderungen der Epigenetik und des Immunsystems

Außerdem kann die Adenomyose das Outcome einer künstlichen Befruchtung negativ beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, die Erkrankung bereits im Vorfeld zu erkennen.

Malignität (Bösartigkeit)

Maligne Entartungen einer Adenomyose werden nur sehr selten beschrieben. Auch wird bei maximal 1 Prozent aller Endometriumkarzinome ein ursächlicher Zusammenhang mit einer Adenomyose gesehen. Allerdings beruhen diese Ergebnisse lediglich auf geringen Fallzahlen. Weitere Studien sind notwendig.

Adenomyose Therapie

Eine Adenomyose kann entweder chirurgisch oder hormonell behandelt werden. Die klassische Therapie ist die Hysterektomie, wobei es heute auch alternative Therapieoptionen gibt. Bei einer Hysterektomie wird allgemein folgende Vorgehensweise gewählt:

  • Bei lokalen Befunden von Adenomyomen: uteruserhaltende Resektion (insbesondere wichtig für Kinderwunschpatientinnen)
  • Diffuse Adenomyose: ebenfalls uteruserhaltende chirurgische Therapie (hauptsächlich Reduktion oder vollständige Entfernung von adenomyotisch verändertem Myometrium)
  • Bei Patientinnen ohne Kinderwunsch: zusätzliche Möglichkeit der Embolisation der A. uterinae sowie Endometriumsablation
  • Empfehlung: Beratung und Durchführung der Eingriffe in gynäkologischen Zentren mit grosser Expertise in der Fertilitätschirurgie

Hinsichtlich der hormonellen Therapie existieren folgende Optionen:

  • Gestagene in verschiedenen Applikationsformen
  • Oral: kombinierte Ovulationshemmer, reine Gestagenpräparate
  • Lokale intrauterine Applikation mittels Spirale (IUD): sehr gute Datenlage für 20 mg Levonogestrel enthaltende IUD
  • Vorteile der Gestagenapplikation: Dezidualisierung des Endometriums, Reduzierung der Blutungsstärke der Menstruation, Abnahme des Uterusvolumens, verbesserte uterine Kontraktilität, verbessertes Symptomprofil
  • Intramuskuläre oder subkutane GnRH-Applikationen möglich, jedoch weniger verträglich als die oben genannten Optionen

Nachdem Schmerzen in aller Regel das Hauptsymptom sind, sollte außerdem die Schmerztherapie (Analgesie) explizit thematisiert werden. Oft besteht die konservative Behandlung hier aus entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen.

Welche Rolle spielt der Endometriose Dialog e.V. und die Selbsthilfe für Erkrankte?

Im Idealfall sollten Ärztinnen und Ärzte ausführlich über Endometriose und alle zugehörigen Fragestellungen informieren. Oftmals geschieht dies jedoch aus Mangel an Zeit oder Wissen nur sehr unzureichend oder oberflächlich, sodass bei Betroffenen viele Punkte ungeklärt bleiben. An dieser Stelle sind Selbsthilfegruppen eine wichtige und empfehlenswerte Ergänzung.

Auch der Endometriose Dialog e.V. stellt eine Anlaufstelle für Betroffene dar, hält individuelle Beratungen und umfangreiches Informationsmaterial bereit. Wenn Sie unsere Aufklärungsarbeit – ganz gleich in welcher Form – in Anspruch nehmen oder unterstützen möchten, nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt mit uns auf!